Exerzitien - Ruhe im Alltag
Als Exerzitien (lateinisch: Exercitia spiritualia) bezeichnet man Zeiträume
der Besinnung und geistlichen Übungen, denen sich Einzelne oder Gruppen
intensiv zuwenden. Als Begründer der klassischen Form von Exerzitien
gilt Ignatius von Loyola.
Das Exerzieren hilft, um auf dem eigenen Lebens-und Wachstumsprozess zu reifen
und die persönliche Lebenssituation bewusst wahrzunehmen. Die Ausrichtung
des eigenen Lebens auf Gott und die Erkenntnis der Überwindung von
unfrei machenden Bindungen, ist der Gegenstand von Exerzitien.
Bereits seit 1533 werden Exerzitien gestressten Menschen, die keine Zeit für Ruhe und Besinnung haben, empfohlen. Da nämlich erfand besagter Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, die Exerzitien. 15 bis 30 Minuten lang sollten diese täglichen "Übungen" im Alltag dauern. "Übungen" ist auch die wörtliche Übersetzung des Wortes Exerzitien.
Ignatianische Exerzitien
Unter dem Titel "Geistliche Übungen" verfasste Ignatius eine Schrift, in der Hinweise zum Ablauf der einzelnen Übungen enthalten waren. Die Ignatianischen Exerzitien dauern in ihrer Grundform vier Wochen und widmen sich nacheinander den Themen der Sünde, des Lebens und der Nachfolge des irdischen Jesu, des Leidens und Sterbens Jesu und seiner Auferstehung. Aber auch kürzere und längere Exerzitien sind durch Ignatius bekannt. Bei diesen längeren Exerzitien gehen die Menschen weiter ihrer täglichen Arbeit nach und widmen eine gewisse Zeit täglich dem Gebet. Diese Form kennt man als Exerzitien im Alltag. Alle Formen von Exerzitien werden heute durch verschiedene Ordensgemeinschaften und erfahrene Laien angeboten.
Andere klassische Exerzitienformen
Eine weitere Form von geistigen Übungen sind die benediktinischen Exerzitien. Das gemeinsame Stundengebet, das eingeübte Schweigen und die geistige Schriftlesung stehen hier im Vordergrund. Auch die Exerzitien nach Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz, mit ihrem Gebet der liebenden Aufmerksamkeit, franziskanische Exerzitien, nach Impressionen des heiligen Franz von Assisi und verschiedene Formen von kontemplative Exerzitien, die christliche Mystik mit fernöstlicher Spiritualität verbinden, sind bekannt.
Exerzitienformen der Neuzeit
Bei den sogenannten Berg-und Wanderexerzitien werden in die Übungen
Landschafts-und Sinneseindrücke mit einbezogen. Um die besonderen
Eindrücke in einer größeren Stadt und die dortige Begegnung
mit Gott geht es bei den Straßenexerzitien. Das Zusammenwirken von
meditativem Tanz und Einzelexerzitien prägt den Namen von Tanzexerzitien.
Die neueste und modernste Form sind sogenannte Online-Exerzitien. Ein
geistlicher Begleiter gibt hier, über einen vorher festgelegten Zeitraum,
geistige Impulse per E-Mail und erhält anschließend eine entsprechende
Rückmeldung.
Wer sich den Exerzitien im Alltag einmal hingeben möchte, kann sich zu Hause einen entsprechenden Ruhepunkt oder eine kleine Gebetsecke einrichten und diese mit Gegenständen aus Besinnungstagen dekorieren. Um eine entspannte Haltung bei den täglichen Übungen einnehmen zu können, empfielt sich unsere Meditationsbank. Diese hat eine um 2-3cm nach vorne abfallende Sitzfläche, so dass das Becken leicht nach vorne gekippt ist und eine gerade Ausrichtung der Wirbelsäule gewährleistet wird. Dadurch kann der Atem frei fließen und der Bauchraum bleibt entspannt.
Was bringen diese "Übungen der Ruhe" eigentlich dem Einzelnen? In unserer heutigen Zeit, die in einem rasanten Tempo an uns vorüber zieht und jeder in den Erwartungen unserer Umwelt zu ersticken droht, sind Exerzitien eine Art Ausstieg aus dem Alltag, eine Möglichkeit, sich selbst wieder zu finden. Sie bieten einen neuen Blick auf das Leben und lassen alltägliche Dinge in einem neuen Licht erscheinen.